Humus – das geniale Kraftpaket für Pflanzen
In der lateinischen Sprache war humus ein wenig spezifisches Wort für Erde, oder Erdboden. Die Bodenkundler (von denen die Gärtner sehr viel lernen können) verstehen darunter die tote organische Substanz im Boden. Quelle für Humus sind die Pflanzenabfälle aus abgeworfenen Blättern, abgestorbenen Wurzeln, abgeplatzten Rinden und anderem „Bestandesabfall“. Auch tierische Organismen und Pilzmyzele zählen zum Ausgangsmaterial. Dieser Rohhumus ist vorerst eine reine organische „Mülldeponie“ und für die Pflanzenwelt wenig verwertbar. Erst das Bodenleben mit seinen unvorstellbar großen Organismenzahlen sorgt durch Auf- Um- und Abbau zur eigentlichen Humusbildung.

Reifer Humus hat für die Pflanzenwelt zahlreiche positive Auswirkungen. Einerseits ist Humus eine langfristig wirksame Nährstoffquelle und ein Garant für gutes Bodenleben. Andererseits ist ein hoher Humusgehalt im ansonsten mineralischen Boden auch physikalisch wirksam. Höhere Wasserhaltefähigkeit, bessere Erwärmbarkeit des Boden und stabilere Bodenzusammensetzung sind nur einige wenige positive Eigenschaften humusreicher Substrate.
In der Natufaktur ist eine humusfördernde Wirtschaftsweise das Um und Auf nachhaltigen Arbeitens. Mehr Humus im Boden erfordert mehr Pflanzenabfall auf der Bodenoberfläche und den oberen Bodenschichten.
Eine der wichtigsten gärtnerischen Maßnahmen ist daher das Zurücklassen von in der Küche nicht nutzbaren Pflanzenteilen. Wurzeln bleiben nach möglichkeit im Boden, Aussenblätter von Salathäupteln und Krautköpfen bleiben gleich am Erntestandort und die in der Küche abgeschälten, weggezupften und ausgeschnittenen Abfälle landen wieder am Feld. Mäh- und Schnittgut aus anderen Gartenteilen finden ihren Weg zurück auf die Anbaufläche und auch kompostiertes Material wird ausgebracht.
Die Pflege des Bodenlebens
Rohhumus allein wäre für den Garten nur von geringer Bedeutung. Die zum Teil sehr komplexen organischen Verbindungen können von den Pflanzen nur in einem äußerst bescheidenen Ausmaß verwertet werden. Die zahlreichen Mikroorganismen die an und im Humus leben machen erst die entscheidende Veränderung. Beim Verzehr der Rohhumuskomponenten durch diese kleinen und kleinsten Lebewesen bleiben deutlich einfachere chemische Verbindungen zurück. Diesen Vorgang nennt die Fachwelt „remineralisieren“. So entstehen pflanzenverfügbare Ionen, die den Pflanzen als Nährstoffe dienen. Die Gesamtheit der humusumbauenden Mikroorganismen nennen wir (etwas schlampig): Bodenleben. Die wenigsten dieser Organismen haben deutsche Namen und sind eine nie endende Forschungsaufgabe. Auch die Betreiber und Mentoren der Natufaktur kennen nur ganz wenige dieser Arten, haben aber trotzdem gelernt, mit der Gesamtheit des Bodenlebens gut umzugehen. Jede der hier arbeitenden Organismengruppen braucht ein ganz spezifischen Milieu um sich gut zu vermehren. Alles was diese Milieubedingungen drastisch verändert, führt zur Veringerung oder gar zum Absterben der jeweiligen Organismen. Eine dieser Feinde eines stabilen Bodenlebens ist zum Beispiel das Umstechen des Bodens am Ende der Vegetationsperiode. luftliebende Mikroorganismen werden dabei tief vergraben und Lebewesen , die es gern dunkel, feucht und wenig durchlüftet lieben, kommen ganz nach oben. Je weniger die Bodenschichtung gestört wird, umso tiefer werden die Humuskomplexe durch tierischen Transport in die Tiefe befördert und schaffen so einen wertvollen, langzeitstabilen Dauerhumus.